Anleitung für ein Zwiegespräch
Betrachten Sie ihre Gesprächstermin wie ein Rendezvous, ein „Date“
Verabreden Sie sich stets verbindlich.
Die vereinbarten Termine sind ein „Jour fixe“ aus regelmäßig wiederkehrenden Terminen von 60 bis höchstens 90 Minuten.
Diese Verabredungen stehen in wöchentlich wiederkehrendem Rhythmen im Terminkalender.
Sie sind ohne schwerwiegende Gründe nicht verhandelbar.
In dieser Zeit gibt es keine Störungen.
Am besten sitzen Sie nebeneinander und geben sich gegenseitig Raum.
Positionieren Sie sich so, dass Sie sich bequem ansehen können.
Das Thema des Wechselgesprächs ist:
„Ich erzähle dir, von mir!“
- – was mich beglückt und wofür ich dankbar bin,
- – was mich beengt und einschränkt und unglücklich macht und
- – was ich mir wünsche.
Der „Sprecher / Erzähler“ wechselt von Wechsel- zu Wechselgespräch und damit auch die Rolle des Zuhörers.
Der Zuhörer tut nur das!
Er hört mit allen Sinnen und von ganzem Herzen zu.
Er sagt weder während noch nach dem Gespräch etwas zu dem Inhalt das Gesagten, auch nicht mit dem Körper!
Stirnrunzeln, Schnauben, Lachen, Stöhnen etc. sind tabu.
Der Sprecher / Erzähler achtet auf Folgendes:
Er beginnt und endet pünktlich.
Er spricht für sich – die Welt des Anderen ist dessen Angelegenheit.
Interpretationen des Verhaltens des Anderen verbieten sich.
Vorwürfe oder Unterstellungen unterbleiben.
Rhetorische Fragen desgleichen.
Warum sind diese Regeln wichtig?
Der Zuhörer ist wehrlos da er schweigen muß!
Achte seine Lebenszeit und beginne und ende pünktlich
Bleibe als Sprecher in der „Ich – Form“ und vermeide Unterstellungen in der „Du – Form“
– Ich denke,…
– Ich verstehe das so…
– Ich erlebe das so….
– Ich empfinde das so…
Je konkreter und durch erlebte Szenen untermauert Sie Erfahrungen von sich mit dem Partner darstellen, desto verständlicher wird es für den Zuhörer.
Würdigen Sie als Sprecher die drei Inhalte stets auch in dieser Reihenfolge:
1.) Wofür bin ich dankbar in der Beziehung, was liebe ich am Anderen und im Gegenüber.
Für diesen Teil kann man sich nicht genug Zeit und Sorgfalt nehmen.
2.) Was macht mich unzufrieden, unglücklichr, ärgerlich etc. in der Beziehung und was möchte ich verändern.
Hier ist Klartext angesagt. Relativierungen, Beschönigungen und Verständnis sind hier weniger hilfreich.
3.) Was wünsche ich mir in der Beziehung
Auch hier gilt das Motto, alles ist erlaubt. Keine Beschränkungen!
Kriterien wie „Wann sollen wir das noch machen“ und „wovon bezahlen wir das denn“ etc. sind für echtes Wünschen ausser Kraft gesetzt!
Das einzige was zählt ist der Wunsch!
Dadurch dass keine Erwiderung zugelassen ist braucht der Erzähler sich nicht zu wappnen und kann offenherzig sein.
Er / Sie muß auch keine überzogenen Forderungen stellen um mit einem Kompromiss als Sieger vom Platz zu gehen.
Wenn im Wechselgespräch etwas gesagt wird, das beim Zuhörer zur Erwiderung oder gar Widerspruch anregt, dann kann er bis zu seinem Termin überdenken und während seiner Sprechstunde kritisch darauf eingehen.
Es gilt: „Was einem auch noch nach Tagen wichtig ist beim Partner zu berichtigen, das ist es auch wirklich wert, dass es berichtigt wird.“
Was in der Zeit vergessen oder verdaut ist wäre es im Umkehrschluss auch nicht wert gewesen, in einem direkten konfrontativen Gespräch gesagt zu werden.
Sie werden erstaunt sein, wie wenig am Ende übrig bleibt worüber wir bereit sind eine wichtige Auseinandersetzung zu führen.
Und wie viel Andersartigkeit wir dem Anderen zubilligen können, wenn dieser seine Angelegenheiten persönlich vertritt.
Selbst Grillen und uns fremdartig anmutenden Wünsche und Sehnsüchte erscheinen dann in einem anderen Licht.
Kurz und prägnant zusammengefasst:
Es gibt keine Fragen, keine Kommentare, keine Ratschläge.
Wenn der Eine spricht, schweigt der Andere.
Wenn einer nichts zu sagen hat, dann schweigt er.
Auch eine ganze Stunde lang.
Das Zwiegespräch ist kein Offenbarungszwang.
Jeder ist frei in der Wahl seines Themas und sagt nur das, was er will.
Die Regelmäßigkeit der Gespräche ist ein Geheimnis ihres Erfolges.
„Was bewegt mich zurzeit am stärksten?“ darf sich jeder Sprecher allwöchentlich fragen.
Es gibt kein anderes Thema im Zwiegespräch als das eigene Erleben.
Einer erzählt dem Anderen, wie er sich gerade in der Beziehung und in seinem Leben erlebt.
Zwiegespräche beibehalten
Freude ist oft ein Anfangsphänomen, wenn Partner mit Zwiegesprächen beginnen.
Das benennen des Unaussprechlichen entlastet stark.
Oft stockt der Prozess nach mehreren Gesprächsterminen und es tritt Nachlässigkeit ein.
Termine werden abgebogen.
Termine werden abgekürzt oder mit Nichtigkeiten verplaudert. Statt „über sich“ wird „über was“ gesprochen.
Settings werden so verändert, dass das Gespräch in den Hintergrund tritt und die Sauna, das Essen und das Autofahren „praktischerweise“ miterledigt wird.
Das entwertet das Gespräch.
Woher der Schreiber das weiß? Er ist selbst Anwender und weiß wovon er spricht.
All das ist menschlich und kein Grund nicht stets aufs Neue den Fokus neu zu finden.
Nun wissen Sie und ich wie´s geht.
Bleibt eine Frage zum Schluß!
Wann ist der beste Zeitpunkt um mit Zwiegesprächen zu beginnen?
Wenn nicht Jetzt, wann dann?